Du fragst dich, was man eigentlich am Huay Tung Tao See in Chiang Mai macht? Stell dir vor, du sitzt auf einem Roller, der Motor summt leise unter dir. Der Fahrtwind streicht dir durch die Haare und bringt einen Hauch von Reisfeldern und feuchter Erde mit sich. Nach einer Weile biegt ihr ab, die Straße wird ruhiger, und dann, plötzlich, hörst du es: ein leises Plätschern, ein Summen von Insekten, das entfernte Lachen von Menschen. Du parkst, steigst ab, und der Geruch von warmem Holz und frischem Wasser umfängt dich. Du machst ein paar Schritte und da ist er: eine weite, spiegelglatte Fläche, umringt von grünen Hügeln, die sich sanft im Dunst verlieren. Die Luft ist hier kühler, frischer als in der Stadt, und du spürst, wie die Anspannung des Tages von dir abfällt.
Du gehst ein paar Schritte weiter, und siehst sie: Dutzende kleiner, offener Bambushütten, die auf Stelzen über dem Wasser gebaut sind oder direkt am Ufer stehen. Jede Hütte hat ein kleines, schattiges Dach und eine flache Plattform, auf der man es sich gemütlich machen kann. Du suchst dir eine aus, vielleicht eine, die etwas abseits liegt, und hörst nur noch das leise Schaukeln der kleinen Wellen gegen die Stelzen. Die Sonne wärmt deine Haut, aber der Schatten der Hütte bietet eine willkommene Kühle. Es ist eine friedliche Stille, unterbrochen nur vom Zwitschern der Vögel und dem fernen Gemurmel der anderen Gäste. Hier kannst du einfach nur sein, die Beine baumeln lassen oder dich hinlegen und dem leichten Wind lauschen, der durch die Blätter der Bäume streicht.
Und dann kommt der Hunger. Du musst nirgendwo hingehen, um etwas zu bestellen. Stell dir vor, jemand kommt direkt zu deiner Hütte und bringt dir eine Speisekarte. Der Duft von gebratenem Reis, frischem Fisch und würzigen Salaten liegt in der Luft. Du bestellst vielleicht den gegrillten Fisch, der noch vor Kurzem im See schwamm, oder eine Portion Klebreis mit Mango, süß und erfrischend. Jeder Bissen schmeckt nach Urlaub, nach Entspannung. Die Teller klappern leise, das Eis in deinem Getränk schmilzt langsam, und du merkst, wie sich dein Körper mit jedem Schluck und jedem Bissen entspannt.
Nach dem Essen? Keine Eile. Du kannst einfach liegen bleiben, die Augen schließen und der leisen Geräuschkulisse lauschen. Oder du spürst den Drang, dich zu bewegen. Am Ufer gibt es kleine Verleihstationen, wo du dir ein Tretboot mieten kannst. Stell dir vor, wie du sanft über das Wasser gleitest, die Wellen schlägst und die umliegenden Hügel aus einer neuen Perspektive siehst. Oder du machst einen Spaziergang entlang des Ufers, spürst den weichen Sand unter den Füßen und lässt deinen Blick über die Weite schweifen. Es gibt auch kleine Bereiche, wo man angeln kann – falls du die Geduld dazu hast. Das Schöne hier ist, dass du nichts tun *musst*, aber alles tun *kannst*. Ein kleiner Tipp: Unter der Woche ist es viel ruhiger und entspannter, besonders am Vormittag.
Wenn du dann doch etwas Abwechslung suchst oder ein paar lustige Erinnerungen mitnehmen möchtest, gibt es da noch etwas Besonderes. Stell dir vor, du läufst an einem Feld vorbei und plötzlich siehst du sie: riesige Figuren, kunstvoll aus Reisstroh geflochten. Ein riesiger King Kong, ein Drache, ein Elefant – sie stehen da, imposant und ein bisschen skurril, und laden zum Staunen und Fotografieren ein. Du spürst die raue Textur des Strohs, wenn du vorsichtig eine Hand ausstreckst, und die Sonne wärmt die Luft um diese riesigen Kunstwerke. Es ist ein unerwarteter, aber charmanter Kontrast zur Ruhe des Sees und ein echtes Highlight, das man nicht verpassen sollte. Sie sind über das Gelände verteilt, aber leicht zu finden – folge einfach den kleinen Pfaden.
Wenn der Tag sich dem Ende neigt und die Sonne langsam hinter den Bergen verschwindet, färbt sich der Himmel in sanften Orange- und Rosatönen. Die Luft wird kühler, und du hörst vielleicht schon die ersten Zikaden zirpen. Du spürst eine tiefe Zufriedenheit, eine Ruhe, die sich in dir ausgebreitet hat. Der Abschied fühlt sich leicht an, denn du weißt, dass dieser Ort ein friedlicher Rückzugsort ist, an den man jederzeit zurückkehren kann. Du steigst wieder auf den Roller, und diesmal ist der Fahrtwind nicht nur eine Brise, sondern ein sanfter Abschiedsgruß, der die Erinnerungen an diesen besonderen Tag mit sich trägt.
Olya von den Gassen